Ermis Theodorakis
1979 –
Whipsaw 2019
Klavierkonzert
„Whipsaw, englisch für Peitschensäge, ist eine ähnlich aussehende Formation der Charttechnik (siehe Börse, Wertpapierhandel). Diese wird durch die Kurslinie und einen Indikator (meistens den gleitenden Durchschnitt) gebildet. Das nach oben oder nach unten Überkreuzen des Indikators durch die Kurslinie gilt i.d.R. als Signal für eine Trendwende und für das entsprechende Handeln (Kauf oder Verkauf); im Fall eines Whipsaws dennoch erweist sich dieses einmalige oder mehrmalige Überkreuzen als falsches Signal: die Trendwende findet nicht statt und der ungeduldige Trader muss Verluste in Kauf nehmen.
Im Stück treffen vier distinkte Ideen aufeinander, die sich als Lines, Points, Chords, Trees bezeichnen lassen. Die kompositorischen Prozesse werden in großem Umfang stochastisch gesteuert, d.h. mithilfe von Zufallszahlen und Wahrscheinlichkeitsverteilungen; dies betrifft nahezu alle Parameter der Komposition: Tonhöhen, Rhythmus, Metrik, große Form. Ziel dieser Methoden ist, die individuelle Entwicklung der Ideen sowie die große Form komplexer zu gestalten, sodass die Verläufe nur im großen ganzen erkennbar sind, währenddessen die kleinen oder größeren Abweichungen (pull-backs) für den Zuhörer gelegentlich falsche Signale zur Entwicklung des Stückes produzieren.“
(Ermis Theodorakis)