Neue Musik für Fagott und Barockfagott James Aylward

Grieg-Begegnungsstätte

Talstraße 10, Leipzig

9 Euro
7 Euro ermäßigt

Kagel, Finnissy, Tsukamoto, Poppe, Beyer, Ronneau

Mauricio Kagel 1931 – 2008
General Bass 1971/72

für kontinuierliche Instrumentalklänge - Version für Barockfagott

Diese Komposition kann mit einem beliebigen Instrument ausgeführt werden, das in dem vorgeschriebenen Umfang kontinuierliche Klänge zu erzeugen vermag (z. B. Orgel, Violoncello, Bandoneon, usw.). Blasinstrumente (z. B. Posaune, Fagott, usw.) eignen sich wahrscheinlich weniger, da in den längeren Phrasen zusätzliches Atmen nicht zu vermeiden ist. Der Ausführende soll durch Verwendung von extrem gegensätzlichen - und auch denaturierten - Klangfarben versuchen, eine fast polyphone, dialogreiche Monodie zu gliedern. Dabei gelten hier die Lautstärkeangaben stets als absolute Werte und dürfen durch eine Relativierung der Dynamik (= Abhängigkeit der Lautstärke von Klangfarbe und Tonlage) nicht verzerrt werden. Ein äußerst ruhiger, unpathetischer Vortrag ist erwünscht. Gelegentliche Beschleunigungen und Verlangsamungen sind ad libitum. Es wären Fassungen denkbar, in welchen der Notentext fortlaufend eine Oktave tiefer (bei einigen Tönen sogar zwei Oktaven tiefer) ausgeführt wird. Auch eine Realisation mit zwei oder mehreren Instrumenten, die abwechselnd gespielt werden, ist möglich.

© Pamela Kagel

Michael Finnissy 1946 –
Moon’s Goin’ Down 1980

für Barockfagott

Moon’s Goin’ Down (Der Mond geht unter) wurde 1980 im Auftrag (mit finanzieller Unterstützung der Greater London Arts Association) des Tenors John Potter geschrieben. Der Titel ist der eines sehr alten Blues-Standards, und das Werk kann auch von jeder Stimme oder jedem lyrischen Instrument mit einem Tonumfang von einer Oktave und einer Quinte gesungen werden. In der Musik wechseln sich archetypische Jazz-„Riffs“ im Jump-Cut mit langsam gleitenden Tönen (Ansatz-Glissandi) ab. Sie ist vollständig notiert, überlässt aber die Dynamik den unvorhersehbaren Umständen und dem einzelnen Interpreten. Die letzten vier der 24 Zeilen bestehen fast ausschließlich aus Trillern - ein zitternder Klangstrom, der nur durch sehr diskrete Atemzüge unterbrochen wird.

© Michael Finnissy

Eiko Tsukamoto 1986 –
nur kein Korsett 2023

für Barockfagott

Die Spur der Wildnis hinter der geformten Schönheit.

Der Titel stammt aus dem Drama "Glaube Liebe Hoffnung" von Ödön von Horváth.

© Eiko Tsukamoto

Wohin? Ach so. Tu deinen Gefühlen nur kein Korsett an.

Ödon von Horvarth

Enno Poppe 1969 –
Holz solo 1999/2004

für Fagott

Holz Knochen Öl sind drei lose miteinander verbundene Ensemblestücke. Alle drei Begriffe sind vieldeutige Chiffren des Organischen. Holz wird mit Wachstum und Festigkeit verbunden, bedeutet ebenso das Unterholz eines Urwaldes wie das als Nutz-, Brenn-, Bauholz nahezu unbegrenzt einsetzbare Material. Für die Musik ist ein solcher Materialbegriff, der das Gewachsene und das Behauene, Schnitz- und Sägearbeit gleichermaßen beinhaltet, das Ziel.

Im Stück überkreuzen und ergänzen sich zwei Grundideen. Zunächst handelt es sich um ein ausgesprochenes Solowerk für die Klarinette. Sie spielt eine von Anfang bis Ende durchlaufende Kette, die aus etwa 900 Zellen besteht. Diese Zellen werden zu Motiven zusammengesetzt, permutiert und transformiert. Den Charakter des Zusammengesetzten, des Schneidens, Springens, Wiederkehrens, kann man bis in die Großform hinein beobachten. Die Kleinteiligkeit läßt das Stück nicht zur Ruhe kommen.

Holz wurde 1999 für Klarinette und kleines Ensemble geschrieben. 2004 habe ich den Klarinettenpart erweitert und zu einem Solostück ausgearbeitet. Die Version für Fagott unterscheidet sich von der Klarinettenversion vor allem durch die Verwendung der tiefen Lagen. Während der Klarinettenton in der Höhe eine immer größere Schärfe bekommt, ist das Fagott in hohen Lagen eher zart und klagend. Dieser unterschiedliche Ausdruck bei größtenteils unverändertem Notentext war für mich der interessanteste Aspekt der Umarbeitung.

© Enno Poppe

Stefan Beyer 1981 –
Hagelfeier 2023

für Fagott (13 min)

In alter Tradition wurden nach dem Winter die Flurgrenzen abgeschritten. Bei an diesen Brauch anknüpfenden christlichen Flurprozessionen werden Schutzheilige zur Abwendung von Hagel und anderen Unglücksfällen angerufen. Für Schöppingen lassen sich Flurprozessionen um Felder und Gärten seit 1662 nachweisen. Sie führen zur Kapelle auf dem Schöppinger Berg und werden Hagelfeier genannt.

© Stefan Beyer

Jesse Ronneau 1974 –
Portée 2012

für Fagott

Portée (aus dem Französischen übersetzt): Schussweite, Bedeutung, Notensystem, Wurf, Spannweite, Fassungvermögen, u.a. Es wurde im 2012 für Pascal Gallois geschrieben, und von ihm in Paris uraufgeführt.

Gefördert von der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen.

Neue Musik für Fagott und Barockfagott
Gestaltung: Jenny Schreiter