Porträt: Juan Allende-Blin in Leipzig
Juan Allende-Blins Biografie spiegelt die bewegte Geschichte des 20. und 21. Jahrhunderts wider. 1951 kam er auf Empfehlung des Dirigenten Hermann Scherchen nach Deutschland, studierte in Detmold und entwickelte seine kompositorische Musiksprache aus der Tradition der Neuen Wiener Schule. Seine Werke zeichnen sich durch einen äußerst präzisen Umgang mit Klangfarben und erweiterten instrumentalen Techniken aus. Konstruktion und Sinnlichkeit bilden in seiner Musik eine Einheit
Bemerkenswert ist sein Engagement für verfemte und vergessene Musik. 1966 organisierte er die erste umfassende Schönberg-Woche des NDR Hamburg, 1989 das Symposium „Besuch aus dem Exil“ in Essen. Als Wiederentdecker verschollener Werke rekonstruierte er Claude Debussys Opernfragment „La Chute de la Maison Usher“, das 1977 unter Eliahu Inbal uraufgeführt wurde. Für sein künstlerisches und gesellschaftliches Engagement erhielt er das Bundesverdienstkreuz am Bande und 2018 den chilenischen Nationalpreis für Musikkunst.
Geprägt von frühen Begegnungen mit Emigrantenkünstlern wie Artur Rubinstein und Rudolf Kolisch im elterlichen Haus in Santiago sowie der jahrzehntelangen Lebenspartnerschaft mit dem Organisten Gerd Zacher, der Werke von Bussotti, Schnebel, Yun und Kagel uraufführte, verknüpft Allende-Blin in seinem Œuvre konsequent ästhetische Innovation mit moralischer Haltung.
Vier Konzerte in Leipzig
Das Festival präsentiert Juan Allende-Blins vielschichtiges Schaffen in vier distinkten Programmen. Den Auftakt bilden am Sonntag, d. 12. Oktober im Völkerkundemuseum radiophone Werke und Klangcollagen. Bei freiem Eintritt erklingen in der Matinee um 11 Uhr die aktuellen Hörstücke „Monolog / Dialog“ (2023, Deutschlandfunk Kultur) nach Texten von Jorge Semprún und Samuel Beckett sowie „Nachtgesänge“ (2021, SWR) nach einem Text von Alfred Lichtenstein, begleitet von Niels Herrmanns Kurzfilm über den Komponisten.
Der Klavierabend am Montag, d. 13. Oktober um 19:30 Uhr in der historischen Grieg-Begegnungsstätte (Solist: Ermis Theodorakis) spannt einen biografischen Bogen von der frühen „Sonatine pour piano“ (1949/50) bis zu „Espace du temps“ (2005). Höhepunkt ist das halbstündige „Dialogue“ für Klavier mit zwei Spielern. (VVK)
Das Ensemblekonzert am Dienstag, d. 14. Oktober im Musikinstrumentenmuseum stellt mit dem renommierten ensemble mosaik und dem Bariton Carlo Zaccaria Schmitz die Kantate „por el cielo vacío“ (2023/24) nach Federico García Lorca ins Zentrum des Programms. Das Werk ist eine künstlerische Auseinandersetzung mit dem 1936 ermordeten spanischen Dichter, dessen Poesie Allende-Blin bereits als Kind durch den Schriftsteller Augusto d’Halmar kennengelernt hatte. (VVK)
Schließlich arbeiten am Mittwoch, d. 15. Oktober der Komponist und Studierende der Hochschule für Musik und Theater Leipzig unter Leitung von Universitätsorganist Daniel Beilschmidt an den Orgelwerken. Die Präsentation des Workshops findet statt um 19:30 Uhr in der Thomaskirche. Der Eintritt ist frei.
Die Veranstaltungen im Kurzüberblick
Sonntag, 12. Oktober 2025, 11:00 Uhr
Hörstücke und Kurzfilm
GRASSI Museum für Völkerkunde zu Leipzig, Eintritt frei
Montag, 13. Oktober 2025, 19:30 Uhr
Klavierwerke mit Ermis Theodorakis
Grieg-Begegnungsstätte Leipzig, Eintritt 15 € / 10 €
https://www.eventim-light.com/de/a/66aa07ee658cb326d37b748b/e/6897478f1d2a3e30aa61a623
Dienstag, 14. Oktober 2025, 19:30 Uhr
Ensemblewerke mit dem ensemble mosaik und Bariton Carlo Zaccaria Schmitz
Musikinstrumentenmuseum der Universität Leipzig im Grassi, Eintritt 15 € / 10 €
https://www.eventim-light.com/de/a/66aa07ee658cb326d37b748b/e/689749e94451ed23a932397a
Mittwoch, 15. Oktober 2025, 19:30 Uhr
Orgelwerke mit Studierenden der HMT Leipzig
Thomaskirche zu Leipzig, Eintritt frei
(Eine Veranstaltung der HMT Leipzig. Die Nutzung der Thomaskirche wird ermöglicht durch forma Leipzig e.V.)